Tashi Lama, Nepal | Thank God it’s Fair Wear

Text Fabiana Seitz, Fotos Jenny Milow

„Die Menschen in meinem Land unterstützen. Ihnen ein besseres Leben ermöglichen. Das wollte ich schon immer.

Auch meine Ausbildung wurde nur ermöglicht dank eines Sponsors aus der Schweiz. Ich kannte seinen Namen, sein Gesicht nicht, und doch unterstützte er mich finanziell während zehn Jahren. Dafür bin ich ihm bis heute dankbar.

Nach meinem Studium in Delhi arbeitete ich in der Teppichfabrik eines Onkels in Nepal. Am Abend unterrichtete ich die Frauen in der Fabrik nach ihrer Schicht in unterschiedlichen Dingen. Wie man Zahlen schreibt oder den eigenen Namen. Dinge, die für andere banal, selbstverständlich sind. Für ein eigenständiges Leben jedoch unerlässlich. Daneben arbeitete ich ehrenamtlich in einem Kinderheim. Es waren die Gründer des Kinderheims, die mir von einer jungen Schweizerin erzählten, die in Nepal als Volunteer vor Ort war. Sie hatte den Traum, das nepalesische Handwerk der Schalproduktion mit Schweizer Design zu kombinieren. Um ihre Businessidee umzusetzen, suchte sie jemanden, der sie unterstützen konnte. Es war also vorerst rein professionell, als ich meine spätere Frau Carmen kennenlernte. Wir spürten sofort, dass wir die gleichen Wertvorstellungen hatten, dass wir nebst der Leidenschaft für schöne Mode und nachhaltige Textilien vor allem auch etwas bewegen möchten. Gutes tun. Den Menschen in Nepal helfen. Und so gründeten wir TGIFW, Thank God it’s Fair Wear.

Kaum starteten wir im April 2015 mit der Produktion, wurde sie mit einem Schlag wieder unterbrochen. Erschüttert durch ein gewaltiges Erdbeben, wie es in Nepal seit Jahrzehnten nicht mehr gab. Das Erdbeben mit der Stärke 7.8 auf der Richterskala und die darauffolgenden Nachbeben hinterliessen über eine halbe Million zerstörte Häuser und rund 22’300 verletzte Menschen, fast 9’000 Menschen mussten ihr Leben lassen. Es war schrecklich.
Andere hätten dies wohl als Omen gesehen, die Vision eines schweiz-nepalesischen Fair Fashion & Living Labels auf Eis zu legen, aber wir fühlten uns bestärkt weiterzumachen. Genau in diesen schwierigen Zeiten brauchen die Menschen in Nepal Arbeit. Und so beauftragten wir nepalesische Frauen und Männer unter fairen Arbeitsbedingungen und aus nachhaltigen Materialien Halstücher und Kleidung – später auch handgeknüpfte Teppiche – herzustellen. Jedes verkaufte Produkt soll die Menschen in Nepal direkt unterstützen, indem wir einen Teil des Gewinns in verschiedene soziale Projekte investieren.

Seit vier Jahren lebe ich nun in der Schweiz. In St. Gallen, der Heimatstadt meiner Frau Carmen. Unser Showroom, der zugleich als Lager und Büro dient, befindet sich im Herzen der Altstadt. Wir sind auf einem guten Weg, aber es gibt noch viel zu tun. Auch wenn ich nun umgeben von den Schweizer Bergen bin, Deutsch lerne, den Zug pünktlich erwischen muss – ich fühle mich nach wie vor verpflichtet, meinen Beitrag zur Weiterentwicklung Nepals zu leisten.“

November 2020

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